Ich weiß nicht ob es unter den X-Trail Fahrern echte Hardcore Offroader gibt. Vermutlich eher nicht und wenn doch, dann wohl nicht mit einem IXI ...
2011 war ich, zusammen mit einem Kollegen, auf Montage in Australien, in der Nähe von Sydney. Unser Leihwagen war natürlich wie kann es anders sein ... ein X-Trail T31. Der erste Gedanke galt allerdings weniger, sich damit Offroad auszutoben. Vielmehr ist es in Australien so, dass man mit normalen 2WD Mietfahrzeugen keine Gravel-Roads, also unbefestigte Straßen, befahren darf. Da wir uns aber einiges ansehen wollten und einige Ziele nur über eben diese Gravel Roads zu erreichen waren, viel die Entscheidung nicht schwer.
Irgendwann - auf dem Weg zu den sogenannten Kanangra Walls, eine ca. 30 km lange Gravel Road, sahen wir ein Schild, welches Rechts in den Wald zeigte und auf dem Stand: "Offroad - only 4WD!" Hmmm ... 4WD? Haben wir! Also auf gehts ins Abenteuer ...
comp_2IMG_1145.jpgAuf dem Bild ist eigentlich das Ende der Strecke zu sehen ... da hatten wir das "Vergnügen" schon hinter uns.
Es fing alles ganz harmlos an, wie eine Spazierfahrt durch unsere Wälder, nur eben mit einer anderen Vegetation rechts und links des Weges.
Die ersten Wasserlöcher wurden durchwatet. Erst langsam angetestet, dann den Kollegen mit der Kamera nach draußen geschickt, Rückwärts gang rein und noch mal mit mehr Speed durch die Pfütze. Man war das ein Spaß!
Nach ein paar Kilometern kam die erste größere Pfütze. Diesmal wurde diese erstmal genauer begutachtet, denn der Weg führte nur auf der anderen Seite weiter und es ging sofort danach ziemlich steil bergauf. Zusätzlich war dort auch noch viel glatter Fels auf der Steigung. Nach dem Überprüfen der Wassertiefe mit einem Stöckchen entschlossen wir uns die Durchfahrt zu wagen. Ja, wir haben auch überlegt wieder umzudrehen ... *lol
Also langsam durchs Wasser bis zur anderen Seite.
Dort angekommen ging erstmal gar nichts, da der Wagen auf dem glatten Fels nur hin- und herrutschte. Also wieder ein Stück zurück, den Beifahrer wieder rausgeschmissen, damit er mich einweisen kann, wo ich mit den Rädern hin muss. Das klappte dann auch sehr gut und der IXI quälte sich den Berg hoch ...
Jetzt kam erstmal wieder ein längerer Abschnitt ohne viel aufregendes.
Irgendwann, wir waren jetzt ca. 2 Stunden Offroad unterwegs, kamen wir an eine Weggabelung. Lt. Navi - ja die Straße war im Navi verzeichnet - führte ein Weg wieder zurück zur Gravel-Road. Hier haben wir das zweite Mal überlegt, wieder auf den Pfad der Tugend, oder besser der besseren Straßenverhältnisse zurück zu kehren. Und wieder hat die Unvernunft gesiegt und wir haben die Offroad-Tour fortgesetzt - was uns auch gut hätte zum Verhängnis werden können ...
Wir befuhren die Strecke, die von der Weggabelung auch erst gut geräumt war. Will heißen: Hier haben Doozer, also Raupen, mal planiert und Geröll und Geäst vom Weg geschoben.
Dann kamen wir an eine Steigung, bzw. ein Gefälle. Wir konnten vom Fahrzeuginneren nicht mehr sehen wo die Strecke herführte, so steil ging es runter. Also wieder raus aus dem Auto und geschaut. Jau, Gefälle ca. 200 m lang, dann wirds wieder gerade.
Also rein ins Auto und runter den Berg ...
Je weiter wir nach unten kamen, desto mehr wurde uns bewusst, was das für ein großer Fehler war: Ich glaube jeder weiß, wie schmierig und rutschig Lehm ist. Genauso war es mit dem Dreck, nur der Lehm war nicht braun, sondern rot. Unten auf der geraden Ebene angekommen sahen wird die Bescherung ... es ging immer so weiter: 200 m bergab, dann wieder eine gerade Ebene von ca. 10 m und dann wieder runter. Und alles nur dieser schmierige Lehm. Im IXI habe ich dann zum ersten Mal den Bergabfahrassistenten genutzt.
Trotzdem sind wir mehr runtergerutscht als gefahren. Aber was uns vor allem zu diesem Zeitpunkt klar war: Es geht nur vorwärts, zurück kommen wir diesen Weg niemals solange die Strecke feucht ist, dafür war der Anstieg einfach zu steil.
Insgesamt sind wir so ca. 1,5 - 2 km gefahren, vllt. auch mehr, hier verlässt einen das Zeit- und Entfernungsgefühl.
Endlich unten angekommen, mit zittrigen Knien und Händen. Ein Blick aufs Navi: Strecke wird noch angezeigt und verläuft neben einem Fluss ... Neben einem Fluss??? Von wegen, da hat uns das Navi etwas angeflunkert. Die Strecke geht mitten durch den Fluss und auf der anderen Seite wieder einen Berg hoch. "Alter", hab ich zu meinem Kollegen gesagt, "wie ist dein Handyempfang"? "Nix", sagt der, "Nullkommanix an Empfang". Ich fragte ihn: "Hast du noch Spaß am Offroadfahren"? Er antwortete: "Siehst du mich lachen oder grinsen"?? "Nö, ich will hier nur noch raus". Genau das war auch mein Gedanke: "Du weißt, dass wenn wir hier feststecken, wird uns niemand aus der Firma finden. Die wissen nicht wo wir sind und die nächste Woche kommt hier auch kein anderes Fahrzeug vorbei ...".
Aber irgendwie musste es weiter gehen. Und zwar Vorwärts, weil zurück war ja wie gesagt keine Option. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als den Fluss zu durchqueren ...
Das Wasser floss in Fahrtrichtung des Wagens gesehen von rechts nach links. Ca. 1 m neben der Fährte war eine Staustufe mit ca. 1 m Gefälle - hach war das ein Spaß ... Langsam vorwärts über das holprige Kies- und Findlingsbett. Mit jedem Meter hatte man das Gefühl der Wagen setzt sich weiter Richtung der Staustufe um ...
Aber nach ca. 50 Metern hatten wir es tatsächlich geschafft: Der Fluss lag hinter uns! Und vor uns eine Steigung mit schmierigem Lehm oder was auch immer und einem ca. 80 cm tiefen Loch auf der linken Seite des Anstiegs. Man konnte erkennen, das Fahrzeuge vor uns schon um dieses Loch herumgefahren waren. Aber auch das sah nicht nach Spaß aus. Also erstmal wieder raus aus dem Fahrzeug und schauen wie es am besten geht. Durchs Loch auf keine Fall, also auch so gut es geht drumzu ...
Wieder rein in den Wagen, ein Stück zurück um Anlauf zu bekommen und dann hoch. Die Reifen drehen durch, aber es geht vorwärts. Wir verlieren allerdings an Geschwindigkeit, aber es geht weiter. Fast oben und genau neben dem Loch setzt sich der Wagen plötzlich um und rutscht mit dem linken Hinterrad ins Loch - Au Backe, bitte nicht!! Millimeter für Millimeter kämpft sich der IXI weiter den Berg hoch. Dann gibt es eine Ruck, das Heck fliegt in die Höhe und ... wir haben es geschafft. Wir sind raus aus dem Loch!
Erstmal den Wagen geparkt, die Kamera geschnappt und das vorletzte Foto von der Tour gemacht. Denn nach Fotos machen war uns schon lange nicht mehr. Wie gesagt, wir wollten nur noch raus aus dem australischen Busch ...
comp_2IMG_1140.jpgAuf dem Foto kann man das Loch nicht sehr gut erkennen - ist hier auf der rechten Seite. Unten sieht man den Fluss mit der Staustufe.